[08] Brief einer Gesprächsrunde zu Pfingsten 1991 an Gott

 

Lieber „Ich bin da" (=JAHWEH)!

 

Wir haben dein tausende Jahre altes Schreiben dankend erhalten. Wir sind mit dem Inhalt noch immer beschäftigt, daher bitten wir um Nachsicht, dass unsere Antwort noch ziemlich lückenhaft ist. Manches ist uns schon aufgegangen, deshalb danken wir,

          dass wir deine Nähe spüren dürfen

          dass wir Beziehungen und Begegnungen haben, die uns dir einen Schritt näher bringen

          dass deine Geborgenheit und Güte für uns da ist

          dass wir Ostererfahrungen erleben.

 

Vieles braucht noch deine Kraft, und so bitten wir um Mut, Zuversicht und Hilfe,

          dass wir Erfahrungen annehmen

          dass wir sensibler und offener werden

          dass wir in deinem Sinn unser Leben gestalten

          dass wir Lebenschancen nützen und anderen anbieten

          dass wir mehr mit dir zusammenarbeiten, denn du hast keine anderen Hände als die unseren.

 

So wollen wir dir neu versprechen,

          dass wir an deiner neuen Welt mitbauen wollen

          dass wir von deiner Großzügigkeit lernen wollen

          dass wir für unser Leben danken wollen.

 

Du schreibst ja, wir dürfen fest darauf hoffen,

          dass wir bei dir sein und bleiben können

          dass du uns aus der Resignation herausholst

          dass du uns Heimat finden lässt bei dir

          dass du uns ein neues Herz gibst.

 

Und so wollen wir uns weiterhin mit deinem Schreiben beschäftigen.

Auf dich vertrauend, dein(e)

Ludwig, Hans, Gerti B., Maria L., Kathi, Istvan, Richie, Simone, Heimo, Uschi, Hanna, Erhard

 

Eine andere Gruppe schrieb:

 

An dich, liebender Gott, der du uns Leben und Fülle bist!

 

Ohnmacht, Ratlosigkeit und Zweifel breiten sich in uns aus, wenn wir vom Leid der Welt erfahren. Wir fühlen und hoffnungslos und verlassen. Da können wir deine Nähe nicht spüren, so viel bleibt uns unverständlich.

 

Dennoch haben wir erlebt und bezeugen:

Auch in den dunklen Stunden warst du bei uns; wir haben deine heilende Kraft an uns erfahren können. In Stille und Gebet finden wir Gelassenheit, die Dinge so zu nehmen, wir du sie schickst. Dadurch finden wir neues Verständnis für das Leid. In deiner liebenden Geborgenheit wächst wieder Vertrauen, Freude und Fröhlichkeit. Wir sind nicht allein. Diese Erfahrung drängt uns, mit anderen zu teilen, mitzufühlen in Freud und Leid.

 

Gott, du bist beharrlich, du lässt uns nicht fallen. Immer wieder sagst du ja zu uns, sodass wir uns auch selbst annehmen und anderen verzeihen können. Dann erst erfahren wir deinen Frieden in uns.

Du hast uns in der Gemeinde Geborgenheit geschenkt, dennoch brauchen wir Impulse und Offenheit für andere, um atmende, lebendige Kirche zu sein.

 

Wir danken dir, Gott, für deine Nähe, die uns Grenzen überschreiten lässt.

Leni und Gustl, Brigitte, Friedl, Erich, Inge, Isolde und Ria

 

Wieder eine andere Gruppe formulierte ein Pfingstgebet:

 

Herr, wir erleben in vielfältiger Weise deine Nähe und Begleitung. Du trägst uns in Situationen, in denen wir uns im Stich gelassen fühlen und nicht mehr weiter wissen. Deine Gegenwart erkennen wir meist erst später.

 

Wir danken dir, dass wir in Frieden leben und deinen Glauben frei bekennen dürfen. Wir danken dir für unsere Gemeinschaft; dafür, dass du unsere Wege zusammengeführt hast und dass wir dich dadurch spüren; dass wir zueinander offen sein dürfen und uns bemühen, einander anzunehmen. Wir danken dir, dass es uns gemeinsam möglich ist, anderen zu helfen.

 

Herr, wir bitten dich, schenk allen Verantwortlichen die Kraft, sich für den Frieden einzusetzen. Schenke uns allen offene Augen, deine Gegenwart in den vielen Kleinigkeiten des Alltags zu sehen und die Einsicht, dass unsere Wünsche und Vorstellungen nicht immer dein Wille sind.

 

Herr, wir wollen unsere Begeisterung weitergeben. Mach uns feinfühlig. Öffne unsere Ohren, geduldig zuzuhören, schenke uns die richtigen Worte, damit wir andere nicht verletzen, sondern lass uns Sprachrohr sein für dich. Amen.

Claudia, Gerhard, Luise, Maria

 

<-- Zum Beginn der Seite

--> Zur Übersicht des Archives