[22] Steckkontakt, Ausgabe Sept. 2002
Danke, Elisabeth!
Ein kleines Stück, ein viel zu kleines Stück unseres Lebensweges durften wir
gemeinsam zurücklegen. Die Begegnung mit Dir
hat mich ungemein bereichert und ich bin Dir dafür unendlich
dankbar!
Weißt Du noch, wie wir uns kennen gelernt haben? Im Therapiezentrum haben wir
abwechselnd als Hiwi die Donnerstag-Abendtermine übernommen. Und berufsbedingt
hatte ich leider sehr oft zu tauschen, für „Frau Gründl“ war das natürlich gar
kein Problem. Als wir uns dann im Laufe der Jahre
näher kennen lernten, war es vermutlich Deine zurückhaltende, bescheidene Art,
die mich nicht
sofort erkennen ließ, welch wertvoller Rohdiamant so still, aber dafür umso
wirkungsvoller in
unserer Gemeinde strahlte.
Eines der ersten markanten Erlebnisse mit Dir war die Israelreise. Du - und
natürlich Dein Harald -
habt Euch meiner, dem einzigen „Single“ in der Gruppe, rührend angenommen.
Besonders der
letzte, frei gestaltbare Tag in Jerusalem, den wir zu sechst (mit Wielanders und
Hermi) verbrachten,
war für mich ein „Tag der besonderen Begegnung und Erfahrung“.
In den folgenden Jahren intensivierte sich unsere Beziehung laufend. Neben den
Erlebnissen in der
Gemeinde (Silberhochzeiten!) sind mir gemeinsame Urlaube, Theaterabende,
Heurigenbesuche usw.
unvergessliche Erlebnisse geworden. Dabei durfte ich Deine menschliche Größe so
oft
erfahren - mir, dem Impulsiven, Deine Ausgeglichenheit gegenüberstehend. Welch
hohes Maß an
Kritikfähigkeit hast Du besessen! Offen, manchmal sogar hart, aber immer
aufrichtig, wohlmeinend
und nie verletzend! „Das muss eine Freundschaft schon aushalten“, hast Du so
treffend dazu
gemeint, meist mit einem verschmitzten Lächeln in den Mundwinkeln. Ja, Dein
Lachen, dieses
heitere, ehrliche unvergleichliche Lachen, diesem Lachen bin nicht nur ich
verfallen.
Vorbild warst Du mir auch in Deinem Gemeindeverständnis und in Deiner
Hilfsbereitschaft. Allem
voran Dein Wirken im Therapiezentrum als Hiwi, als Vorstandsmitglied, als
Buchhalterin und
unterstützendes Mitglied ist Zeugnis Deiner unvergleichlichen Nächstenliebe!
Auch in der
Gemeinde war jedes Ereignis ein Pflichttermin für Dich, ohne Rücksicht auf
Anlass oder Person,
Du hast Dich einfach eingebracht. Nicht im Rampenlicht in der ersten Reihe,
diesen Platz hast Du immer anderen überlassen, sondern dort, wo die
„Knochenarbeit“ anfiel, vorwiegend in der Küche
oder dort, wo ganz einfach einer fehlte. Du warst auch eine der (ganz wenigen)
Gemeindemitglieder,
die unsere Oma im Pflegeheim in Kalksburg besuchte, dafür danke ich Dir ganz
besonders!
Noch einander näher gebracht hat uns Deine schwere Erkrankung. Im ersten Jahr
das Bangen auf
die Blutbefunde, Chemotherapien haben Deinen Lebensrhythmus bestimmt. Trotzdem
haben wir
vieles zusammen erlebt, und das sehr intensiv. Den Abend vor Deiner zweiten
Operation haben wir mit Dir im Spital verbracht. Du hast schon gewusst, was am
nächsten Tag alles operativ geschehen
wird, die Deinen hast Du mit der Nachricht noch geschont! Liebe, tapfere
Elisabeth! Auch diesen
schweren Eingriff hast Du überstanden, wenn auch Deine Erholung schon merkbar
langsamer erfolgte, als beim ersten Mal.
Trotz erheblich eingeschränkter Lebensqualität blieb Dein
Lebensmut, Deine Vitalität, Dein Frohsinn
bewundernswert!
Ja, und dann kam Dein 60. Geburtstag. Was für ein Fest sollte es für Dich und
die mit Dir feiernde
Gemeinde werden! Das Schicksal hat es anders bestimmt. Gerade an Deinem
Geburtstag wurdest Du zum dritten Mal operiert, davon hast Du Dich bis zum
Schluss nicht mehr richtig erholt. Für
mich waren unsere Begegnungen gerade in dieser Zeit besonders tiefgreifend und
berührend. So
zerbrechlich bist Du geworden, sodass ich oft fürchtete ein Windhauch könnte
Dich umwerfen. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass wir Dich in dieser schweren
Zeit begleiten durften.
Nun bist Du von uns gegangen. Mit einem Lächeln bist Du entschlafen, wie typisch
für Dein
Wirken auf Erden! Als Christen glauben wir an die Auferstehung, und dass Du
jetzt im Paradies
bist. Sitzt Du in der Himmelsarena in der ersten Reihe, oder hast Du wenigstens
einen Fensterplatz?
Dann hast Du sicherlich unsere große Trauer um Dich mitbekommen. Das Blumenmeer
in der
Aufbahrungshalle, die berührenden Worte von Erwin und mehr als 150 Trauergäste
waren
sichtbares Zeichen der großen Liebe, die Dir entgegengebracht wurde. Im
Trauergottesdienst, als
Auferstehungsfeier gestaltet, war Deine Präsenz deutlich zu spüren. Viele
Begegnungen mit Dir
wurden uns nochmals in Erinnerung gerufen.
Ja, und dann bekamst Du doch noch Deine Feier! Über 100 Personen im Gemeindesaal
nahmen am
Abschluss der Trauerfeierlichkeiten teil. Menschen, die der Gemeinde längst den
Rücken
zugewandt haben, Dir zu Ehren sind sie noch einmal gekommen. „Elisabeth hätte
gesagt, jetzt ist
genug getrauert worden“, sagte Harald, schon merkbar gefasster. Und der
gemeinsame Abend brachte wirklich Trost für
Deine Familie und für Deine Freunde.
So ist also der erste Schmerz verklungen Die Dankbarkeit für die Begegnung mit
Dir hat Kummer und Gram zurückgedrängt. Und der Gedanke, dass Du uns jetzt aus
Deinem Himmelsfenster von
„dort oben“ zulächelst, erfüllt mich mit Frieden.
Und so möchte ich Dich in Erinnerung behalten, liebe, bescheidene, großartige,
unvergleichliche
Elisabeth.
Fritz Straka
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