Der Prophet Jona lebte etwa 800 v. Chr. in der Nähe von Nazareth. Da aber das
Buch Jona etwa 500 Jahre später geschrieben wurde, kann es sich nur um eine
fiktive Geschichte handeln. Die im Buch vorkommende Stadt Ninive war einmal eine
riesige Stadt und Finanzmetropole in Mesopotamien (in der Nähe der heutigen
Stadt Mossul) ähnlich dem heutigen New York. So war sie ein Sinnbild für
Verruchtheit, Sittenlosigkeit und Prostitution als Gottesdienst. Allerdings
hatte sie zur Zeit um 300 v. Chr. längst ihre Bedeutung verloren. Sie stand aber
noch immer als Bild für Greuel und Vielgötterei.
Nun zum Verlauf dieser wundersamen Geschichte:
Das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais: Mach dich auf den Weg, und
geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr das Strafgericht an! Denn die
Kunde von ihrer Schlechtigkeit ist bis zu mir heraufgedrungen (Jon 1,1).
Jona dachte sich, das mache ich nicht. Mit diesem Auftrag kann ich nur
scheitern. Ich haue ab per Schiff nach Tarschisch.
Wir alle kennen das Märchen mit dem Walfisch noch aus der Volksschule.
Nach dem „de profundis clamavi“ des Jona holte ihn der Herr an Land. Abermals:
Mach dich auf …
Nun ging also Jona doch nach Ninive, obwohl er wiederum vom Scheitern seines
Auftrages überzeugt war.
Jona wanderte einen Tag lang hinein in die große Stadt und rief: Noch vierzig
Tage, und Ninive ist zerstört. Und die Leute glaubten Gott und riefen ein Fasten
aus (Jon 3,4ff). Auch der König stand auf und hüllte sich in ein Bußgewand. Die
Leute sollten laut zu Gott rufen, umkehren und sich von bösen Taten abwenden.
Vielleicht reut es Gott und er lässt ab von seinem glühenden Zorn.
Gott sah die Reue und er führte seine Drohung nicht aus.
Das ärgerte Jona über alle Maßen und er sagte zu Gott: Ich wusste ja, du lässt
dich erweichen. Drum nimm mir jetzt lieber das Leben.
Grimmig verließ Jona die Stadt, baute ein Laubdach und setzte sich in den
Schatten um abzuwarten, was mit der Stadt geschah.
Da ließ Gott einen Rizinusstrauch über den Kopf des Jona wachsen, um dessen
Ärger zu vertreiben.
Über Nacht schickte jedoch Gott einen Wurm, und der nagte die Wurzel des
Strauches an und ließ ihn verdorren. Als noch dazu Gott einen heißen Ostwind
schickte, wollte Jona endgültig sterben.
Darauf sagte der Herr: Dir ist es leid um den Rizinusstrauch, für den du nicht
gearbeitet und den du nicht großgezogen hast. Mir aber sollte es nicht leid sein
um Ninive, die große Stadt mit mehr als hundertzwanzigtausend Menschen und all
dem Vieh?
Dieses Buch lässt uns hineinschauen in die Gedankenwelt des jüdischen Denkens um
300 v. Chr.:
Können wir davon auch heute etwas lernen?
Das Buch Jona ist für mich sehr erheiternd. Es zeigt sehr menschliche Züge:
Erhard Eibensteiner