Von: Pucelj <pucelj@aon.at>
Datum: 06. November 2012 17:48:27 GMT+01:00
An: ebs@edw.or.at
Betreff: Apg. 2.1
Lieber Mitbruder im
Bischofsamt, lieber Christoph!
Danke für Dein Schreiben vom 22.10.2012 und Deine
Einladung zur schriftlichen Rückmeldung.
Als Mitglied einer Basisgemeinde (1230, Endresstrasse)
begrüsse ich, aus jahrzehntelanger Erfahrung, sehr die vorgeschlagene Bildung
und Unterstützung von
"small christian communities". Diese Bezeichnung kann die
verschiedenen deutschen Begriffe wie Basisgemeinden, Personalgemeinden,
Filialkirchen, Teilgemeinden oder Sprengelgemeinden etc. zusammenfassen.
Ich sehe darin auch ein sehr begrüssenswertes "zurück zu
den Wurzeln" - nämlich der Urgemeinden bei den Anfängen unserer
Glaubensgemeinschaft.
ABER: Bei unseren Basisgemeinden, wie auch bei den
Urgemeinden ist und war die Mahlgemeinschaft, wie von Jesus zum realen Gedenken
an IHN eingesetzt, immer Mittelpunkt und Höhepunkt!
Es ist in meinen Augen ein Unding, die Gläubigen zur
Bildung und Führung von kleinen überschaubaren, geschwisterlichen Gemeinden zu
animieren, aber zu verlangen, dass sie den Sonntagsgottesdienst in einer
entfernten, naturgemäss unpersönlichen, anonymen Grosspfarrkirche besuchen.
Die kleinen Gemeinden müssen in überschaubarer Grösse die
vier Grundvollzüge einer christlichen Gemeinde leben: Gemeinschaft, Liturgie,
Verkündigung und Caritas.
Das Gebet ist selbstverständlich auch Bestandteil des
Gemeindelebens - aber doch niemals Alleinzweck!
Weiters denke ich, dass Priester, Diakone und
Pastoralassistent/inn/en in einer dieser Gemeinden ihre Heimat haben sollten und
darüber hinaus Dienste übernehmen. Wir übernehmen ja auch heute schon Taufen,
Trauungen, Begräbnisse etc. von Gläubigen aus anderen Pfarren.
Im Gegensatz zum Sonntagsgottesdienst kann
Sekretariatsarbeit samt Annahme von Taufen, Trauungen, Begräbnissen etc., sowie
die Erhaltung von Bauten zentral geführt werden. Moderne Mittel wie Internet
etc. könnten gut genutzt werden.
Die Erstkommunionfeiern und Firmungen sollten in den
kleinen Gemeinden nur für Gemeindekinder, oder solche die es besonders wünschen,
vorbereitet werden und stattfinden, während die übrigen in einer Zentrale
zusammengefasst werden können.
Wenn Gläubige mit ihren Familien in den "small
communities" geistliche und menschliche Heimat finden, werden diese Gemeinden
einladend sein und damit auch missionarisch!
Mit brüderlichem Gruss,
Erwin Pucelj (Diakon)